Gesund- und Schlankmacher?

Das haben sicher schon viele von Ihnen so erlebt. Man sitzt etwas gelangweilt vor der Kiste, googled herum und entdeckt eine Anzeige, die einem verspricht abzunehmen und gesund zu werden, ohne dass man dafür etwas tun muss. Alles weitere im Video. Nun sagt einem der gesunde Menschenverstand: dies ist natürlich vollkommener Unsinn. Dann schaut man in den Spiegel, sieht seinen in die Jahre gekommenen Körper und dessen Umfang und denkt, vielleicht ist ja doch was daran? Der Wunsch ist halt oft Vater des Gedankens. Also fängt man an, das Video ablaufen zu lassen. Für eine geschlagene halbe Stunde hört man gesunden, dynamischen Personen mit Modellfiguren zu, die es geschafft haben unter Aufbietung gewaltiger Resourcen und der letzten Kräfte, im Himalaya Gebirge irgendwelche Algen, Samen und Pflanzen zu entdecken, deren geheimnisvollen Kräfte man nun entschlüsselt habe und man nun beschlossen habe, die Welt an seinem Glück teilhaben zu lassen.

Es geht um Pillen, höchst biologisch und dynamisch, die die geldgierige Gesundheitsindustrie am liebsten verbieten würde. Und das gewaltige Abnehmen geht auch ohne auf irgendwelche Nahrungsmittel zu verzichten (ausser vielleicht auf Weizenprodukte) und es geht alles, ganz ohne Sport. Ja, wenn das nichts ist? Und so eine Pillendose für einen Monat, die Kur sollte man natürlich mindestens für zwölf Monate durchhalten, kostet dann nicht Euro 500, nicht Euro 250, nicht Euro 50, sondern wird für Euro 35 geradezu verschenkt. Da denkt man, das ist jetzt nicht so viel und drückt den Bestellknopf. Es kommt aber jetzt keine Kaufbestätigung, sondern Reihenweise mehr Angebote von Nahrungs-Ergänzungsmitteln und weiteren Glücksäften, die man per monatlichem Abbuchungsauftrag doch bitte gleich dazu bestellen möge. Wenn man das nicht mache, der Ton wird jetzt deutlich rauher, sei man ein ganz großer Dummkopf und hätte rein gar nichts verstanden.

Meistens schaffe ich dann die Kurve, verlasse den Bestellvorgang, aber fange an, mich mit den Bestandteilen der Wundermittel zu beschäftigen. Natürlich gibt es in der Natur viele, sehr gesundheitsfördernde Lebensmittel, auch solche, die einem beim dosierten Abnehmen helfen können. Und darum sind in vielen dieser Rette-Dein-Leben-Tabletten, neben allerlei Wundergedöns aus dem Himalaya, meist eher profane, aber durchaus auch wirkungsfähige Bestandteile enthalten. Ihre Dosierung ist aber in der Regel so gering, dass die gewünschten Effekte fast immer ausbleiben und man findet im Netz zu fast allen diesen Zaubermitteln, wissentschaftliche Untersuchungen, die entweder nichts oder höchst minimale Ergebnisse feststellenkönnen. Also, es geht leider doch nicht, Tabletten zu nehmen und in Windeseile abzunehmen, alles weiter zu essen, ohne jeder sportlichen Aktivitäten. Was nun? So ganz ohne Änderungen im Lebensstil und in der persönlichen Speisekarte geht es nicht. Dennoch will ich Ihnen einige dieser Gesundmacher hier vorstellen, die man in jedem guten Bioladen findet kann:

Chili, Ingwer, Kurkuma

Kurkuma (Gelbwurz)

Das ist für mich der Star unter den Gesundheitswurzeln. Hilfe bei Verdauungsprozessen, Hilfe bei Alzheimer, Anregung des Stoffwechsels und der Fettverdauung, Senkung des Cholesterinspiegels, Stärkung des Immunsystems, Bekämpfung akuter und chronischer Entzündungen, Verbesserung der Leber und Gallenfunktion, Linderung bei Erkältungen, Schutz der Gelenke – und wir haben längst nicht alle Eigenschaften des Antioxidantiums Curcumin aufgezeigt. Da der menschliche Körper über die Nahrung zugeführtes Curcumin nur sehr schwer aufnimmt, sollte man es regelmäßig, aber natürlich in Massen zu sich nehmen. Die frische Knolle am besten länglich aufschneiden (sie färbt extrem – besser Handschihe anziehen), und mit Suppen, Saucen, Hülsenfrüchten, Reis und Curries einfach mitkochen und vor dem Servieren herausnehmen. Reines Bio-Kurkuma-Pulver kann auch sehr vielseitig eingesetzt werden und schmeckt im Rührei besonders gut und gibt Rührkuchen eine schöne Farbe. Auch in der Kombination mit Pfeffer (Piperin) und Chili (Capsaicin) und als wichtiger Bestandteil jedes guten Currypulvers boosten sie die Wirkungsfähigkeit und Bioverfügbarkeit von Curcumin. Und, es schmeckt einfach sehr gut. Wer sich wissentschaftlich informieren will, dem sei eine Studie von Prof. Dr. Chrubasik-Hausmann von der Uni Freiburg empfohlen.

Ingwer

Gleich hinter Kurkuma auf dem zweiten Platz landet die so charakteristisch schmeckende Knolle, die seit der Antike mehr als nur ein Gewürz ist. Bei Entzündungen, rheumatischen Erkrankungen, bei Krebszellenwachstum, Übelkeit, Erkältungen, Unterstützung der Fettverbrennung im Körper, Erhöhung der eigenen Immunkräfte, Stabilisierung von Blutfettwerten und Blutzuckerwerten, bei Regelschmerzen, als Insulinersatz bei Diabetes Mellitus, Schutz des Gehirns bei Alzheimer – um auch hier nur einige Eigenschaften der Knolle mit ihren Gingerole und Shogaole, den Scharfstoffen, zu nennen. Ingwer schmeckt, wenn richtig dosiert, köstlich in Tee, Reis, Hülsenfrüchten, Curries, Gemüsen, Saucen, Suppen, aber auch roh, sehr fein gehäckselt in Salatsaucen und Dips und Drinks. Bei besonderen Anwedungen seien hochkonzentrierte Ingwer-Produkte empfohlen. Hier sollte man sich beim Arzt oder Apotheker informieren. Einfach ein Stückchen frischen Ingwer jeden Tag ins Mineral- oder Stilles Wasser geben und trinken.    

Chilis

Gemessen wird die Schärfe der kleinen Paprikaschoten in „Scoville“. Die höchste Stufe ist reines Capsaicin mit 16.000.000 Scoville. Mexikanische Habaneros oder karibische Scotch Bonnets kommen auf 100.000 Scoville. Normale Chiligerichte haben 30.000. Chilis sind gesund, regen den Appetit, Kreislauf und die Durchblutung an. Helfen bei Verdauungsproblemen, Verspannungen, Muskelschmerzen, enthalten Vitamine A, B1, B2, B3, Eisen, Calcium und viel Vitamin C. Chili gilt als Fatburner, hilft die Leber zu entgiften, senkt den Blutdruck und schützt die Magenschleimhaut. Scharfe Lebensmittel machen glücklich, da der Körper nach dem Schmerz der Schärfe Endorphine ausschüttet. Gegen den Schärfe-Schmerz hilft Reis, Gurkensalat oder Milch. Kein Wasser. Chilis beim Kochen wie Pfeffer einsetzten. Der Appetit kommt beim Essen, da sich der Gaumen sehr schnell an diese Schärfe gewöhnt, machen Chilis in der Küche (fast) süchtig.

Natürlich geht’s also auch. Kaufen Sie frische Gesundmacher, keine Pillen! Probieren Sie aus, was Ihnen gut tut. Viel Freude damit, auch wenn hierzulande die ewigen Oberexperten die Wirkungen dieser Jahrhunderte alten Heilmittel immer noch bezweifeln.                                                

 

 
Christian Hodeige