Teil I – Glückliches Elsass

Le Bistro à Huîtres in Mulhouse

Am Fuße des gediegenen Rebbergs von Mulhouse, in einem urban gehobenen Quartier, an einer Straßenecke, die auf den ersten Blick eher unscheinbar und etwas farblos daherkommt, findet man in der Rue Du Moenchsberg 2 das Restaurant „Le Bistrot à Huîtres“. Ein wunderbares Kleinod, das sich seit vielen, vielen Jahren ganz dem Geschmack des Meeres widmet, in dem Austern-, Krustentier- und Fischliebhaber vollumfänglich auf ihre Kosten kommen.

Der ansprechend einfach gestaltete, nicht zu große, Speisesaal erinnert ein wenig an das Innere eines Schiffsdampfers, die Küche von Patron Bertrand Meissner ist an Frische und schnörkelloser Kochkunst kaum zu übertreffen. Der Service um seine Ehefrau Christine ist herzlich und zuvorkommend.

Täglich werden sie beliefert, mit den Fine de Claires aus Marennes d’Oléron, den Spéciales „Perle Blanche“ und „Tsarkaya de Cancale“ vom Cap Ferret, die Belons und die Plates. Am besten schmecken Auster frisch und durchgekühlt, ohne alle Zutaten, einfach pur und mit dem Rest Meerwasser in der Schale. Dann kommt der unvergleichlich filigrane Geschmack dieser herrlichen Meeresfrüchte am besten zum Tragen.

Daneben bietet Meissner Taschenkrebse, Langustinen, Venusmuscheln, Samtmuscheln, Praire-Muscheln, rosa und graue Crevetten, Wellhornschnecken, Strandschnecken, Samtkrabben, Miesmuscheln und Königskrabben. Natürlich auch kanadischer Hummer und Jakobsmuscheln und je nach Angebot mal Kabeljau, Seebarsch, Seeteufel oder Doraden als Fischgericht. Die Suppe von Felsenfischen mit Garnitur ist Signature Dish des Hauses.

Seit 1994 kocht, gart, grillt oder pochiert der Meister punktgenau und herrlich zurückhaltend, das ausgezeichnete Grundprodukt steht immer im Vordergrund. Eine anregende kalte und warme Vorspeisenkarte kann die Vorfreude auf die verschiedenen "Les Plateaux de fruits de mer" noch etwas verlängern. Die immer noch sehr zivilen Preise müssen erwähnt werden. Eine ausgezeichnete Weinkarte rundet das großartige Angebot ab. Viele der Stammgäste freuen sich schon auf das Dessert, bevor das Mahl überhaupt begonnen hat, so gut sind die Nachspeisen.

Unbedingt reservieren, das Gasthaus ist fast jeden Mittag und Abend ausgebucht. Wer vor dem Restaurantbesuch noch einkaufen möchte, dem seien die Feinkost Metzgerei Boucherie David, der Fischhändler Traiteur du Littoral und der Gemüsehändler Aux Delices des Quatre Saisons mit einer kleinen, sehr ausgesuchten Käsetheke, alle direkt gegenüber, wärmstens empfohlen.


Hotel-Restaurant L’Ami Fritz in Ottrott (Obernai)

Wenn man sich eine typisch elsässische Winstub malen sollte, mit seinen holzgetäfelten Zimmerdecken, den alten Stichen an den Fachwerkwänden, den gestärkten weißen Leinentischdecken und den herrlich eingedeckten Tischen, dann käme ziemlich sicher die „Winstub l’Ami Fritz“ auf die Leinwand, so einen Bilderbuchgasthof muss man sich vorstellen. Die Zeit scheint hier stehengeblieben.

Ottrott ist ein herrlicher Fleck in der Nähe der Stadt Obernai, die Gegend ist reich an guten Restaurants und typischen Weinstuben. Patrick Fritz und seine Ehefrau Sophie führen das Haus mit viel Fingerspitzengefühl zwischen elsässischer Tradition und moderneren Einflüssen. Patrick zaubert in der Küche mit Raffinesse und den Geschmäckern der Eltern und Großeltern im Hinterkopf. „Ja, genau so muss es schmecken. Und doch ist es einen Tick leichter und luftiger als früher“ erzählt uns ein Stammgast. Und so kann man zwischen einem Lauwarmes Spanferkel mit Linsensalat, Dreierlei Fleischpastete mit Stopfleber im Teigmantel, Lauwarmer Taubensalat mit gebratener Entenleber, Thunfisch Tataki oder der Hausgemachte Entenstopfleber als Vorspeise wählen. Letztere war schlicht großartig.

Hausgemachte Hechtknödel gefüllt mit Flusskrebsen an Hummer Sauce mit frischen Nudeln oder Gratinierter Lachs mit Meerrettichkruste oder Kalbsnieren und Kalbsbries mit Lauch und Flammkuchen-Espuma oder Gebratenes Lammkarree mit in Blätterteig confierter Lammschulter auf Sommergemüse aber natürlich auch der Elsass-Klassiker schlechthin, Traditionelles Sauerkraut nach Art des Patrons mit sieben Beilagen oder als Sauerkraut mit drei verschiedenen Fischen in weißer Butter Sauce – die Hauptgänge sind bestens zubereitet und schmecken einfach herrlich. Eine umfangreiche Weinkarte mit vielen Spezialitäten lässt das Genießer Herz höherschlagen. Der ausgezeichnete Käse oder die feine Dessertkarte verführen am Ende nochmals zu bestellen Und das Alles zu mehr als vernünftigen Preisen. Hier will niemand seine treuen Stammkunden verlieren. Im Sommer bietet ein kleiner Platanengarten den Genuss, im Freien zu speisen. Auch hier gilt, unbedingt reservieren.

Ein Besuch im Elsass lohnt sich immer, wenn man sich vorbereitet, wenn man weiß, wohin man gehen will und so die vielen Touristenfallen umgehen kann, die bis heute unterdurchschnittliche bis schlimme Qualität liefern. Dort, wo die Elsässer sitzen und es sich schmecken lassen, da ist es meist gut bis sehr gut. Zwei Dinge möchte ich noch erwähnen: uns überrascht immer wieder die außerordentliche Freundlichkeit der Inhaber und des gesamten Servicepersonals und die (guten) Gastronomen im Elsass scheinen zudem ein ausgezeichnetes Gespür für ein angemessenes Preis-Leistungs-Verhältnis zu haben, eine Eigenschaft, die in unseren badischen Breiten einigen verloren gegangen sein muss.

 

Guten Appetit!

 

www.bistrot-a-huitres.fr

www.amifritz.com

 
Christian Hodeige